11-03-1941-Tante Selma
November 3, 1941
To Tante Selma
3. November 1941
Liebe Tante Selma
Mit Deiner Karte heute kam auch ein Brief von Tante Hans. Sie ist zur Zeit bei: R.Koppel, Le Forge, Montgaillard/Ariege und ist gluecklich, dass sie wieder und noch auf freien Fuss ist und nun alle ihre Lieben bei sich hat, ausser Erna. Sie wohnt bei Gertrud und Werner und seit Juli ist auch Rudolf, der die ganze Zeit in Gurs war. Ich bot ihr im Fruehjahr an ein Teil ihrer Ueberfahrt zu bezahlen, und da Albert an der Beschaffung der Visen arbeitet schrieb sie sehr hoffnungsfroh. So tut es mir sehr weh, dass ich sie enttaeuschen muss, denn seit Fruehjahr hat sich ja so vieles geaendert. Die Einwanderung von Vater und Hede, die damals $750.- kostete ist jetzt durch Cuba ueber $3000.- und werde ich das allein kaum aufbringen koennen. Ich erhielt vor acht Tagen von zu Hause folgendes Telegramm: " Unter allen Umstaenden unbeschadet des Kostenpunktes dringend Cubaeinreise beschaffen. fen. Job,Onkel Max Louisville sollen helfen fuer Vater Hede Drahtbescheid- Nade Buergerstr. 13.
Da ich nicht sicher war ob Hede Ausreisegenehmigung bekomme da sie unter 45 depeschierte ich um Bescheid, den ich aber noch nicht erhalten habe. Sobald den habe, werde ich das Cubavisum beantragen und hoffe ich dass dies rechtzeitig genug ist um eine Verschleppung nach Polen zu verhindern. Fuer Cuba selbst sind verschiedene recht hohe Depots zu stellen (Ca. 3000.- pro Person) doch koenne diese teilweise abgeloest werden, so dass sich die Ausgabe fuer 2 Personen auf Ca $2300.- stellen, dies ist ohne Ueberfahrt. Wieviel dies genau ist weiss ich nicht, zumal Geruechte im Gange dass versch. Linien nicht mehr gehen, wahrscheinlich ist es zwischen $1000.- und $1500.- Ich selbst habe etwa $3000.- was kaum reichen wird. Falls Ihr, meine Lieben, helfen koennt waere ich Euch sehr dankbar, zumal dies das erste mal dass ich jemand anpumpe und zumal ich nicht versprechen kann wann und ob ich je zurueckzahlen kann. Denn nach ihrer Ankunft in Cuba muss ich natuerlich monatlich an Vater und Hede schicken und wenn sie mal hier sind werden wir auch nicht viel sparen koennen. Aber das geht ja Tausenden so und wollen wir hoffen dass wir unsre Lieben wenigstens aus Deutschland herausbringen.
Ich haette Euch herueber geschrieben sobald ich Nachricht ueber Hedes Ausreisegenehmigung hatte und schreibe nun eher in Beantwortung Eurer Karte. Jetzt warte ich stuendlich auf Antwort von Deutschland, meint Ihr ich solle nochmal telegrafieren?
Bitte missversteht meinen Schnorrbrief nicht. Ich bin ueber Eure finanzielle Lage gar nicht im Bilde und weiss nicht ob Ihr es Euch erlauben koennt. Doch weiss ich auch, dass falls Ihr in der Lage seid zu helfen, Ihr alles fuer Vater tun werdet was in Euren Kraften steht.
Ich hoffe, dass es Euch und allen Euren Lieben gut geht, und bin mit den herzlichsten Gruessen von Mitzi
November 3rd, 1941
Dear Aunt Selma,
With your card today came a letter from Aunt Hans. She is currently staying with R. Koppel, La Forge, Montgaillard, Ariege and is happy that she has her freedom again and still has all of her loved ones with her, except for Erna. She lives with Gertrude and Werner and since July also Rudolf, who was in Gurs the whole time. In the spring I offered to pay for part of her passage, and since Albert is working on obtaining the visas she wrote back full of hope. So it pains me very much that I have to disappoint her, because since the spring so much has indeed changed. The immigration of father and Hede, that then cost $750 is now more than $3000 through Cuba, and that alone I can hardly muster up. Eight days ago I received the following telegram from back home: "Under all circumstances, regardless of cost, urgently arrange for Cuba entry, Uncle Max in Louisville to help father Hede, wire transfer, Nade Bürgerstrasse 13"
Since I wasn't sure if Hede would get an exit permit or not, I telegraphed for an answer, but still haven't received one. As soon as I get one, I'll apply for the Cuban visa, and I hope that this happens quickly enough to prevent deportation to Poland. Just for Cuba one requires some fairly substantial deposits (around $3000 per person), though these can be reduced somewhat, so the requirement for 2 people ends up at around $2300 - this is excluding the passage itself. How much exactly that'll cost I'm not sure, especially since there are rumors that different lines aren't going any more--probably it'll cost between $1000 and $1500. I myself have around $3000 which will hardly be enough. In case you, my dear, could help out, I'd be very appreciate, especially as this is the first time I'm hitting someone up, and moreover I can't promise when and if I'll ever be able to pay it back. Of course, after their arrival in Cuba, I'll have to send father and Hede money every month, and then if they're here we'd also not have much to spare. But of course thousands are in the same boat, and we'll just hope that at the least we can bring our loved ones out of Germany.
I should have written you as soon as I had word about Hede's exit permit, and now I'm writing instead in response to your card. Now I'm waiting each hour for a response from Germany, do you think I should telegraph again?
Please don't misinterpret my schnorrer letter. I'm completely in the dark about your own financial situation, and don't know if there's room to help. But I also know that if you were in position to, you'd do everything in your power to help father.
I hope that you and all of your loved ones are well, and send warmest greetings from Mitzi.