03-11-1938

Firmenbriefkopf Nr. 82 Gross-Gerau, den 11. März 1938

Lieber Martin

Deinen Bf. Nr. 81 mit wenig Neuigkeiten empfingen gestern und freut es mich, dass du gesund bist und hoffentlich noch in deiner Stelle bist, beziehungsweise, nicht ohne Arbeit bist, wofür ich immer Angst habe, da doch die Arbeitslosigkeit in A(merika) z(ur) (Zeit) sehr gross sei, wie man allgemein hört.

Gestern war mit Hede bei Tante Selma und haben sie gute Nachricht von ihren Kindern. Max Oppenheimer telegraphierte dieser Tage nach Hamburg an seine Eltern, dass ihre Papiere zur Auswanderung unterwegs seien und kannst du dir deren Freude wohl vorstellen. Sie teffen schon alle Vorbereitungen für ihre Papiere und hoffen im April fort zu können.

Heini Hirsch wartet auch mit großer Sehnsucht auf Bürgschaft; denn dorten ist es z(ur) Z(eit) mehr wie schlecht; geschäftlich nichts zu thun und viel Chores

Bei uns vergeht so ein Tag wie der andere.

Nächste Woche wird das Büro zur Wohnung umgeändert, d. h. es wird noch eine Wand mit Schiebetür eingezogen, so dass es dann 2 Zimmer und Küche gibt und hoffe, dass alles bis 1. April fertig ist und Kauffmanns einziehen können. Unser Sopha (Sofa) mit Umbau im Salon kam diese Woche fort und habe dasselbe getauscht auf eine Kautsch (Couch) und Mk 150 Aufgeld bezahlt.

Berthel Falkenstein schieb diese Woche, dass sie am 9. April heiratet und kommt sie mit Mann und Eltern über Ostern zu uns. Salomons ziehen am 20. des Mts. nach FfM, Beethovenstra0e 8, und kannst du ihnen zum Einzug gratulieren.

Frau Kossmann ist sehr böse auf dich, weil du ihr nicht mal eine Antwort gibst auf das, was ihre Schwestern an sie geschrieben, und sie dir weitergab; auf ein Frage gehört eine Antwort! Also hole das Versäumte prompt nach!

Grüsse all Bekannten und Verwandten und sei herzl. geküsst von deinem Vater.

Dear Martin,

We received your No. 81 letter yesterday, with not much news in it. I was happy to hear you are healthy and hopefully you still have your job; or, that you are at least not unemployed. I always worry about that as everybody says unemployment in America is rising now.

We went to see Aunt Selma with Hede yesterday; they had good news from their children. Max Oppenheimer sent a telegram to his parents in Hamburg that their emigration papers are coming and you can imagine how happy they were.

They are preparing everything for the papers and hope to get out in April.

Heini Hirsch is also waiting for his affidavit with great longing; he is not doing great there: the business has stopped, and there is nothing but a lot of trouble.

Our days pass one after the other. Next week the office will be rebuilt into a flat, that is, there will be a wall with a sliding door, so that there are 2 rooms with a kitchen, and I hope it will be ready by April 1, so that the Kaufmann’s can move in. We got rid of our sofa in the living room and exchanged it for a couch and had to pay an extra 150 marks for the new one. Berthel Falkenstein wrote this week that she will get married on April 9 and then she will come to us for Eastern with the husband and parents.

The Salomons are moving to Frankfurt, Beethovenstrasse 8 on the 20th of this month; you can send them your well wishes for the move in.

Mrs Kossmann is very upset with you because you did not respond to what her sisters told her which she wrote you about; you must write to her! Do that as soon as possible! Greetings to all and warm kisses to you from your Father.