09-08-1937
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September 8, 1937
Firmenbriefkopf 8. Sept. 1937
Lieber Martin! Roschahschone ist vorbei und waren die Feiertage recht gemütlich, zumal Tante und Onkel von Bretten da sind, am Samstag mittag kamen beide nach hier; die Ablenkung tut beiden gut und Tante Hans; bei die (der) Ruhe, dass nichts zu arbeiten hat und dass auch mal für sie gekocht wird. Die Feiertage verliefen sonst G.s.D. still; wir hatten sehr viel Besuch von hier. Vater sagte, jetzt zähle zu den Alten.
Du, l. Martin, hast uns doch gefehlt an solchen Tagen merkt und fühlt man die Lücke. Gestern mittag waren Blums von Bodenheim hier zum Kaffee und Nachtessen. Heute sind Tante und Onkel in Darmstadt und gedenke, dass über Samstag hier bleiben, da noch nach Bodenheim fahren.
Max Mayer betet wie jeden Schabbes und ist er in die Fussstapfen von Hartogsohn getreten; dies Jahr war die Synagoge noch einigermassen besetzt, aber es nimmt rapid ab.
Wie war es bei Euch? Bei wem warst Du eigeladen? Berthel Falkenstein schrieb, dass Max Herz eine Bürgschaft für sie jetzt abschickt; ich denke, dass Tante Hilda auch bald ihren Winterbesuch bei uns antretet (=antritt), denn ab nächster Woche, haben wieder Betten frei. Wiener und Frau gratulieren und wundern sich, dass Du den Brief noch nicht beantwortet (hast).
Flörsheimer haben ihr Haus an Herrn Sperling verkauft, sobald (sie) die Einreise haben, gehen (sie) weg. Ich will aufhören, es ist Zeit zum Essen; für heute herzl. Grüsse von Johanna Kossmann.
Lieber Martin, ich benutze gerne die Gelegenheit, dir mein Lieber alles Gute zu wünschen und dich fest und innig zu grüßen und küssen, es gefällt mir hier sehr gut und lasse mich gerne ein bischen verwöhnen. (Einschub von Tante Hans = Johanna Koppel, wird im Briefkopf fortgesetzt)
Lieber Martin, hoffentlich hast du das neue Jahr gut angefangen, wie auch wir. Heute war ich in Mainz und traf dorten Irma, der ich den gewünschten Apparat in feet für dich mitgab; ein Teil der bestellen Linzen (= Linsen) hoffe ich noch mitgeben zu können, da sie am 10. Oktober ihr(en) Lift abschickt, und sie geht am 20ten aufs Schiff.
Else hat sämtliche gewünschte Linzen bestellt, aber ein teil ist in der Fabrik nur vorrätig und werde dann die fehlenden nachschicken. An Harold habe einen Tag vor Eintreffen deines Bfes Nr. 59 geschrieben. Und ist es gar nicht schlimm, er hätte ja die Sachen längst abschicken können.
Einliegend sende die eine Aufnahme eines blühenden Kaktusses aus unserem Gärtchen, das dieses Jahr in besonderer Blütenpracht steht und von Jedem, der kommt, bewundert wird.
Wer hat eigentlich Max Herz veranlasst, Berthel die Bürgschaft zu stellen?
Ich freue mich ja sehr für sie und ihre Eltern, wenn diese zum Klappen kommt.
Hilda erwarte ich nächste Woche, ich werde ihr heute noch schrieben, da ich weiß , dass sie darauf wartet. Ich denke dass du Julius Kahn bald sprichst, du kannst ja an Karl. schreiben, dass er dich vorher benachrichtigt. Also Schluss für heute und sei vielmals geküsst von deinem Vater.
Im Briefkopf beendet Tante Hans ihre Zeilen
...denn zu Hause kann noch lange Trübsal blasen. Vater lässt dich grüßen...Küsse Tante Hans.
Ebenfalls im Briefkopf
Ein Gruß von Onkel Joseph (Koppel) der bemerkt, dass er mit Bleistift schreibt.
Herzliche Gruesse, deine Schwester Hede, andre Bilder folgen nach.
September 8, 1937
Dear Martin,
Rosh Hashanah has gone; the Holidays were quite pleasant, with Aunt and Uncle from Bretten with us since Saturday; the diversion did both of them well and also Aunt Hans; for a change she does not have to lift a finger and she gets her meals served to her; otherwise it was quiet around here thank God; we had many visitors. Father said he is now one of the old ones.
You, dear Martin, were the only one missing; during the Holidays one particularly feels your absence. Yesterday the Blums of Bodenheim came over for coffee and supper. Today Aunt and Uncle are in Darmstadt, but I think they will stay with us until Saturday and go to Bodenheim before leaving. Max Mayer prays every Shabbes just like before, following Hartogsohn’s footsteps. This year the synagogue was only half full, and it is becoming rapidly less.
How did you spend the Holidays? Who invited you over? Berthel Falkenstein writes that Max Herz will send her an affidavit. I think Aunt Hilda, too, will visit us soon for now we have free beds again. Herr and Frau Wiener wish you all the best but wonder why you have not as of yet responded to their letter.
The Flörsheimers sold their house to Herr Sperling, as soon as they get their visa they’ll leave. I will stop now, it is time to eat; warm greetings from Johanna Kossmann.
Dear Martin,
I’d like to take this opportunity to wish you all the best and to send you my warmest greetings and kisses; I love it here and enjoy being pampered a little. I can be sad at home alone for a long time. Father sends his greetings…Kisses from Aunt Hans.
Dear Martin,
Hopefully you had a great start for the New Year, just like us. Today I was in Mainz and met Irma and gave her the device you had requested; hopefully I can also give her the lenses I had ordered, for she will send her luggage on Oct 10 ahead, and boards the ship on the 20th. Else had ordered all the lenses needed, but some are not in stock in the factory so I will have to send these extra. I wrote to Harold one day before your letter No. 59 arrived. Not too bad, but he could have sent the things earlier. I enclose a picture of a cactus in bloom from our garden that is this year particularly full of flowers, admired by all.
Who has actually managed to get Max Herz to send the Affidavit to Berthel?
I am so happy for her and her parents, when this finally works out for them.
I expect Hilda for next week; I will write to her today, I know she is waiting for my letter. I believe you will soon speak with Julius Kahn, you could write to Karl so that he lets you know before. I am done for today, many kisses from your Father.
Also in the letterhead:
Greetings from Uncle Joseph (Koppel) who has just realized he is writing with a pencil.
Warmest greetings from your sister Hede. More pictures will follow.
credit: bg