03-08-1937

Nr. 35 8. III. 1937

Lieber Martin.

Bei uns geht es G. s. D. gesundheitlich gut und hoffe, Gleiches von dir. Gestern war in Bretten und habe die Angelegenheit Hanna erledigt; sie sind gesund und höhren gut von Ihren Kindern. Herbert wird jetzt jedenfalls Arbeit in Paris bekommen. Alfred hat immer noch Arbeit mit den Ausständen einzutreiben; was jetzt auch unsere Haupt-beschäftigung sein wird. Die Cousine Bertha kann ich nicht besuchen, da keinen Ausl.-Pass habe und auch nicht bekommen kann, da es mit großen Umständen und Schwierigkeiten verknüpft ist. Vielleicht kannst du ´mal an Susi oder Sophie schreiben, die ich dann in Freiburg sprechen könnte.

Mit meiner Reise nach U.S.A. ist noch nichts bestimmtes und liegt noch in weiter Ferne. Vielleicht kannst du mir ´mal eine leichte Andeutung geben, evtl. (= eventuell) durch Luftpost, da diese bis jetzt nicht geöffnet wurden.

Jobs Vater ist heute hier und geht morgen zum Pferdemarkt in Frankf. Job hat gestern mit einem Herrn Strauß aus D(armstadt) gesprochen und meint dieser, daß man drüben evtl. eine Essigfabrik aufmachen soll, daran wäre Geld zu verdienen.

Was meinst Du dazu? Oder sprich ´mal mit Max darüber. Job hätte dann Gelegenheit, dies erst zu lernen.

Frl. Herzfeld aus Höchst ist nach Stuttgart bestellt und hofft dann Friedel Schott durch diesen auch hinüber zu kommen. Sonst weiß für heute Nichts Neues. Grüße alle Verwandten und Bekannten von mir und sei du herzl. geküßt v. d. Vater.

Liebe Martin!

Dein letzter Brief kam mit Luftpost, war in 7 Tgn. in unserm Besitz. Was sagst Du vom Reiselustigen Vater, und in Heidelberg stieg er in den falschen Zug, kam nach Worms und wir warteten am Bahnhof; endlich um 10 ½ Uhr war Vater zu Hause.

Neues giebt es hier nichts; sind gesund. Ich war über Samstag in F(rankfurt) bei meiner Cousine, diese gehen nach Paris zu ihrem Sohn; am Donnerstag wurde eine Schwester von Lori beerdigt, ist von dort; in F.(rankfurt) traf auf dem Friedhof eine Frau Dr. Zuntz geb. Sondheimer, der Vater von ihr hatte Dich seiner Zt. bekehrt, in Herrenalb, ihr Sohn ist seid einigen Wochen in Chicago, ein feiner Junge, wenn Du ihn triffst, weisst Du Bescheid, denn jeder der draussen ist, freut sich mit jedem, dies sind Verwandt von Lori. Otto Hirsch gibt auch seine Wohnung auf und geht sobald alles erledigt ist, nach Johannisburg zu seinen Kindern. Bei Kahn´s ist es noch nicht erledigt; für uns wird es leer. Schade, dass deine Tante uns nicht besucht. Vater wird morgen nach Z(ürich) schreiben und sei begrüssen. Wir wollen jetzt zu Onkel Salmon gehen, der Vater von Job ist hier. Deshalb Schluss der Brief soll fort. Mit herzl. Grüssen auch an alle Bekannten von Deiner J(ohanna) K(ossmann)

Number 35, March 8, 1937

Dear Martin,

We are doing well health wise, thank God, hope you are too. Yesterday I was in Bretten and took care of the matter concerning Hanna; they are well and they often hear from their children. Herbert will get a job in Paris for sure. Alfred is still busy with collecting overdue payments; this will become our main task as well. I cannot visit Cousin Bertha for I have no alien passport and cannot get one as this is incredibly tedious and difficult. Perhaps you could write to Susi or Sophie and then I could talk to them in Freiburg.

Nothing is decided about my trip to the U.S.A. yet; this will take time. Perhaps you could give me a subtle hint, possibly by airmail, for these have not been opened until now. Job’s Father is here today; he will go to the horse market in Frankfurt. Job spoke to a Herr Strauß from D(armstadt) yesterday who thought one should open a vinegar factory over there to make some money. What do you think about that? Or, talk it over with Max; Job would have a chance then to learn how to do this.

Miss Herzfeld from Höchst has an appointment in Stuttgart and hopes that she can leave with the help of Friedel Schott. Otherwise I have nothing new for today. Greetings to all people and relatives and warm kisses from your Father.

Dear Martin,

Your last letter by airmail arrived within 7 days to our hands. What do you think about your adventurous Father who got on the wrong train in Heidelberg and went to Worms, while we were waiting at the station; at last around 10:30 he was back home.

Nothing new here; we are healthy. Saturday I saw my cousin in F(rankfurt); they go to their son in Paris; on Thursday they buried a sister of Lori's in Frankfurt; I met a Dr. Zuntz, née Sondheimer at the cemetery, her Father had converted you way back when, in Herrenalb, her son has now been in Chicago for a few weeks, a nice young man, if you meet him, you will know, for everybody who got out is happy to meet any relative of Lori. Otto Hirsch will give up his flat as well and move to Johannesburg to his children's. The Kahns are not yet ready to go; it will be lonely around here for us. Pity that your aunt does not visit us. Father will write to Z(ürich) tomorrow and greet them. We want to visit Uncle Salomon now, Job’s father is here. Thus I end my letter, it must be sent. Love and greetings to all from your J(ohanna) K(ossmann)

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