09-27-1936

27. 9. 1936 Brief Nr. 12

Geschäftsbriefkopf Marx

Lieber Martin,

Dein Vorwurf über unser unregelmäßiges Schreiben ist nicht berechtigt. Seit Hedes Brief habe ich dir jetzt 4 mal geschrieben Nr. 8-11 und hoffe ich, daß du dieselben inzwischen alle empfangen hast; nur den letzten vom 23. 9. habe nicht nummeriert.

Bei uns geht es G.s. D. gut und haben alle gut gefastet; ich ging wie immer um 7:30 Uhr hin und Abends um 7 nach Hause: Ich habe noch nie besser gefastet wie gestern und hoffe daß du auch gut gefastet hast.

Wie du schriebst, warst du erstaunt, daß deine Lohntüte noch nicht mehr angeschwollen ist; ich nicht! Du bist doch kaum 2 Monate dorten und mußt doch erst Geschäft und Sprache kennen lernen, wenn du hierin mehr Erfahrung hast, wird es schon kommen. Du mußt eben Geduld haben und froh sein, daß du Arbeit hast.

Du schriebst, daß du jetzt engl. Stunden nehmen willst und kann dies jedenfalls kein Fehler sein. Betr. der Revision des G.W.V. ist nichts gekommen + glaube auch nicht, daß noch was kommt.

Am Donnerstag fährt Ernst und Karl Kahn nach Stuttg.(art) + hoffe ich, daß dir drin Uhrenarmband bald schicken kann. Mit Trum haben in letzter Zeit nichts gearbeitet. Zu Garzorg kommt Job diese Woche wieder und will auch bestellen. Wie aus deinen Briefen entnehmen, hast du an den Amerikaner Jungens nette Gesellschaft gefunden und kann dies ja nur zum Vorteil sein. Wie du schriebst sind Käthchen, Max und Lee wieder zurück und hoffe ich, daß sie sich gut erholt haben.

Grüße bitte alle von mir ebenso Familie Winter. Für gesandte Filme danke dir und werde sie demnächst machen lassen. Herbert ist aber immer noch in Paris. Schreibe doch mal wieder eine Karte an Tante Hannchen; sie hat sich beschwert, sie hätte noch nichts von dir gehört. Sei für heute herzl. geküßt von d . Vater.

September 27, 1936 Lettter number 12

Dear Martin,

Your accusation about irregular correspondence isn't justified. Since Hede's letter, I've now written you four times, numbers 8 to 11, and I hope that in the meantime you'll have received all of these. I only omitted a number for the last from the 23rd of September. Everything is well with us, thank god, and everyone fasted well. I went out as always at 7:30 and returned home at 7 in the evening. I've never fasted better than yesterday and hope that you also had a good fast.

As you wrote, you were amazed that your paycheck still hasn't grown in size. I'm not! You've barely been there for two months, and you must first learn the business and language, when you've later more experience, you'll get your raise. You must be have patience and be happy that you have work. You write that you'd now like to take English lessons, and this is certainly a good idea. On the subject of the audit by G.W.V., nothing has come of it and I think nothing will.

On Thursday, Ernst and Karl Kahn are going to Stuttgart and I hope that I can send you the watchband soon. Lately nothing has worked with Trum. Job went to Garzorg this week and he also wants to order. As I gather from your letters, you've found good company among the American young men, and this can only be to your advantage. As you've written, Käthchen, Max and Lee are back again now and I hope they've recovered well.

Please give my greetings to the Winter family. For the film you included, I thank you, and will use them soon. Herbert is still in Paris. Do write a card to Aunt Hannchen, she complains that she hasn't heard anything from you. For today a big kiss from your Father.