04-24-1939

Firmenbriefkopf (Frankfurt), den 24. IV. (19)39

Lieber Martin

Deinen Bf. 135 erhielt gestern und entnahm, dass du nach Belgien schriebst, aber ich verspreche mir wenig davon. Wenn man drüben in Belgien Niemanden mit Vermögen hat, er sich verbürgt, so hat man keine Möglichkeit hierein zu kommen. Wie dir ja im letzten Bf. schon schrieb, so setze meine ganze Hoffnung auf die Familie Wetzler, die mir versprach, wenn sie mal dorten sind, sich für uns zu verwenden; denn von hier aus kann man wenig in Belgien erlangen. Wir müssen halt abwarten. Nachmanns und Onkel Salomon fangen am Mittwoch an zu packen und gehen am 5ten aufs Schiff (Europa). Am Mittwoch ziehen auch Kaufmanns hier her und steht mein Haus dann leer. Es ist dann noch noch Sieg(mun)d Strauss in G(ross) G(erau).

Betr. Bolivien kann man vorn hier gar nichts tun. Siegmund von Worms hatte sich nach Berlin gewandt und wurde glatt abgelehnt. Jetzt soll er sein Visum von Belgien nach Bolivien bekommen und zwar hat ihm dies Gina besorgt. Was es kostet, weiß nicht, kannst es aber von Gina erfahren; frag mal an!

Ich denke, dass Job inzwischen bei dir war und auch mit Max Herz mal über unsre Lage gesprochen hat. Gestern Abend waren nochmals bei Onkel Sal.(omon) zum Scat und wird es wohl das letzte Mal gewesen sein. Von Mittwoch ab ist Onkel bei uns bis zur Abreise und für Sonntag laden sie alle nochmals zum Essen ein. Die Mainzer rüsten auch zum Abmarsch nach England. Mit der Zeit sind noch allein von der Mischpoche hier.

Besonderes weiß dir von hier nicht zu berichten. Grüsse alle Verwandten und sei du herzl. geküsst von d. Vater.

Für heute nur herzl. Grüsse, jetzt giebt es den Abschied von Marxs es tut einem doch leid; ist gut, dass wir so nette Leute bei uns wohnen haben; herzlichst Joh. Kossmann.

Dear Martin,

I’ve got your letter No 135 yesterday and took from it that you wrote to Belgium; I do not think this will help. If you do not have somebody wealthy over there to sponsor you, you cannot get in. As I have already said in my last letter, all my hope is with the Wetzler family who promised to help us as soon as they have arrived there. From here one cannot arrange anything in Belgium. We have to wait. The Nachmanns and Uncle Salomon are starting to pack on Wednesday and onboard the ship (Europa) on the 5th. Wednesday the Kaufmanns are moving here and so my house will be empty then. By that time, the only one remaining in GG is Sigmund Strauss.

Re: Bolivia one cannot do anything from here. Siegmund of Worms asked in Berlin and was rejected. Now he is supposed to get his visa from Belgium to Bolivia, which Gina got for him. How much it is, I don’t know, you can find out from Gina: just ask her.

I imagine Job has been meanwhile to you and has also told Max Herz about our situation here. Last night we went to Uncle Salomon to play Skat; this must have been the last time. As of Wednesday, Uncle is staying with us until his trip; We’ll invite all for a meal on Sunday once more. The people in Mainz are getting ready for England. Soon we’ll be the only ones left from the Mishpoche.

I have not much else to report. Greetings to all and warm kisses to you from your Father.