03-13-1939-ND
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around March 13, 1939
Firmenbriefkopf o.O. o.D.
Lieber Martin!
Der Brief mit den Bildchen erfreute uns und siehst du gut aus, sicher geht es Dir G. s. D. besser als uns.
Obwohl wir noch zu Essen haben, man lebt aber doch in Angst und Sorge.
Vater wollte heute nach Bretten. Tante ist noch immer nicht so weit, und Onkel Josef ist gar nicht in Ordnung, bekommt jetzt Spritzen und muss viel Ruhe haben; aber dadurch, dass die Kinder mit Mutter, resp. Frau von Albert, da sind, bekommen die Leute keine Ruhe.
Du glaubst immer, Hede könnte für Vater den Haushalt führen, aber daran ist nicht zu denken; und ist es besser, Du erwähnst davon nichts mehr, denn leider hat (sie) keine Lust und Wille dazu. Ich habe ihr schon versch.(iedene) Vorschläge gemacht, um evtl. noch was zu lernen oder mit Kindern spazieren zu gehen, dass wenigstens der Nachmittag ausgefüllt wäre; denn in der Stadt bietet sich als doch eine Gelegenheit, aber leider alles vergebens. Jetzt will (sie) mit einer Freundin sprechen, die giebt in Bastarbeiten Blumen etc. Unterricht; vielleicht erreiche da etwas mit Hede.
Mir ist es gleichgültig, wo (ich) mal mein altes Haupt niederlege, aber leider kann auch nicht nach Belgien, momentan ist es überall schwer.
Diese Woche schickten 2 Päckchen Warenproben ab; sei so gut, schreibe uns , ob sie ankamen; weitere folgen dann im Sommer - gut Einkampfern!
Was sagst Du zum Birche? von Else, es war ein grosser Krach. Es geht da wie bei Oppenheimer und Marxsohn: wenn es ans zahlen geht, will keiner was wissen. Sie nannte deinen Vater Lügen-Onkel, sagte er sei ein Aufpauscher, „Onkel Emil, Du wirst noch mal froh in U.S.A. mit uns sein, denn dein Sohn ist noch kein Millionär“. Ich ging aus dem Zimmer, sonst hätte mich vielleicht mit ihr angebunden.
Gestern abend wurde bei uns Skat gespielt, denn im Hause haben (wir) versch. (iedene) Leute und unsere Mitbewohner und Siegfried Levi - es waren 5 Herrn.
Unsere Mieter sind nette Leute und glaube bestimmt, dass gut mit diesen Leuten auszukommen ist; ihre Tochter von 17 Jahren ist seit Dez. in New York, sie wollen mit der Nr. 10.000 schnell nachkommen; alles geht langsam.
Heute ist Purim.
Clara Mainzer kommt zum Nachtessen; denn gestern wurde ihr Möbelwagen für Holland gepackt; Mitte der Woche reist sie ab, - einer nach dem andern.
Heute Sonntag regnet es in Strömen und sitzen gemütlich zu Hause, später kommen unsere Mitbewohner und spielen Rommée. Noch 6 Personen sind in G(ross)G(erau); unser Haus ist weder vermietet noch verkauft. Vater hatte heute Klenk angerufen , aber kein Resultat. Kaufmanns wohnen noch im Hause.
Verdiene weiter dein Taschengeld, desto mehr Freude hat dein Vater. Recht herzl. Grüsse Johanna Kossmann.
Dear Martin,
We were very happy about the letter and the picture; you look great; surely you are doing better than us, thank God.
While we still have enough to eat, we live in fear and worry all the time.
Father wanted to go to Bretten today. Auntie is not ready, and Uncle Josef is ill; he gets injections and must rest a lot. But, because of the children, who are staying there with Albert’s wife, there is not much resting there.
You mention always that Hede could do housekeeping for father, but that is out of the question; You should stop talking about that as she does not want to do it. I have made a number of suggestions to her; for example she could learn something or go for walks with children, so that at least she’d have something to do in the afternoon. In the city, there is always an opportunity, but it is all in vain. Now she wants to talk to a friend who offers arts and crafts classes with flowers; maybe this will work for Hede. I myself don’t care where I will eventually rest my old head, but I cannot go to Belgium; currently, everywhere is difficult.
This week we sent two sample packages; please tell us whether you got them. Then we will send more in the summer – make sure you put them in camphor! What do you think of Birche? Else was really angry. It is like with Oppenheimer and Marsohn: when it comes to having to pay, they all pretend not to know anything. She called your father Uncle Lies; she said he was making a big deal out of it. ”Uncle Emil, you’ll be glad if you can stay with us in the USA, for your son is no millionaire!” I left the room, or else I would have slapped her.
Last night we played Skat, with the neighbors, and the people who live with us and Siegfried Levi – 5 men.
Our tenants are nice people and we’ll get along great, I think. Their 17 year old daughter is in New York since December; they want to soon follow here with their No 10,000; well that won’t happen soon.
Today is Purim.
Clara Mainzer is coming to dinner; Yesterday the movers packed her things for the Netherlands; next week she is leaving – one after the other.
Today, Sunday, it is pouring rain, so we are sitting at home; later the neighbors will come over and we’ll play Rummy. There are still 6 people in Gross Gerau; our house is neither rented out, nor sold. Father called Klenk today, but no result. The Kaufmanns are still living in the house. Continue earning money; the more you make, the happier your father is. Warm greetings Johanna Kossmann.