04-15-1941
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April 15, 1941
15. IV. 41
Meine Lieben
Gestern erhielt euren Bf . 19. III. und freue mich euer Wohl daraus zu entnehmen; auch wir sind G.L. gesund. Die Feieretage sind gut vorüber gegangen und hatten gestern ziemlich Besuch, mit dem man sich immer f reut. Das Meiste deines Schreiben(s) von gestern ist ja längst überholt und auch von mir beantwortet. Unsere Reise ab Lisabon ist für den 17. X. mit Dampfer “Excambion“ festgesetzt und werden wir jedenfalls auch vor Juli nicht nach St(uttgart) bestellt werden, weil das Visum nach 4 Monaten verfällt. Wenn Ihr noch keine neue Bürgschaft abgeschickt habt, so lasst es mal vorerst sein; vielleicht genügt auch die von dir gesandte, jedoch möchte euch dringend bitten, wie bereits schon geschrieben, doch sofort ein Accreditur zu stellen und dies nach St(uttgart) berichten unter Beifügung eines beglaubigten Schreibens der Bank und zwar wird dies deshalb nötig sein, weil die du dich doch inzwischen verheiratet hast.
Wie mir Julius Kahn sagte, haben sie in St(uttgart) zweimal gefragt, ob Carl verheiratet ist. Du schriebst auch kürzlich mal, dass wir sofort nach Erhalt de Visums nach Lisabon fahren sollten; auch dies ist nicht möglich, da man dorten eine Aufenthaltsgenehmigung haben muss, die man aber nicht so leicht bekommt und dann kann man ja auch nur nach dorten fahren, wenn man seinen Bahnplatz hat den man auch erst kurz zuvor, ehe das Schiff fährt, bekommt. Also abwarten, bis wir an der Reihe sind. Es würde uns sehr freuen, wenn du uns in N.Y. abholen könntest, wenn es dir mit deinem Urlaub nicht zu lange dauert, da es doch vielleicht November wird, bis wir drüben ankommen, wenn alles zum Guten geht. Dass Tante nicht mehr in Gürs ist, habe Euch ja geschrieben, schickt vorerst nichts mehr an sie, da ja nicht weiss, ob sie´s auch bekommt. Auch mir schickt vorerst nichts mehr, da man doch hört, dass es sehr sehr lange dauert, bis was von drüben ankommt. Wie aus deinen Zeilen l. Mitzi lese, seid Ihr doch auch nicht auf Rosen gebettet, wenn Ihr immer so spät aus dem Geschäft kommt und dann die halbe Nacht noch in der Wohnung zu thun habt, bis Ihr nur mal zum Schreiben kommt. Ihr sollt doch auch schlafen, aber bei Martin bin es ja von früher gewohnt, dass er Abends immer lange in Büchern las, wo auch nie müde wurde, aber um so müder war er morgens. Bei uns gab es ein Sprichwort, das heißt:“ Wenn mir mal verheiert sinn, dann hörrn die Posse uff“ (hessischer Dialekt: das heißt so viel wie „Wenn wir einmal verheiratet sind, dann ist Schluss mit lustig“). So scheint es auch jetzt bei Martin zu sein., dass er sich in dieser Hinsicht gebessert hat; denn wie ja aus deinem Bericht l. Mitzi entnahm, hilft er ja schon ganz schön mit und schadet es ihm gewiss nicht; er kennt doch auch den Spruch, „was man aus Liebe thut“..(sc..“das tut man gern“) So war´s auch früher bei mir. Nun wünsche ich, dass sich euer l. Vater in Florida recht gut erholt hat und wieder Arm in Arm spazieren gehen kann mit seiner l. Jenny.
Grüsst sie Beide sowie Onkel Salomon und Nachmann von mir und seid Ihre beide recht herzlich geküsst von Eurem Vater.
Meine Lieben.
Der Brief soll nicht abgehen ohne einige Worte von mir beigefügt sind. Der l. Martin hast sich zu seinem Vorteil verändert; daran haben nie gezweifelt, wir freuen uns , dass Ihr zufrieden seid, ich wollte, wir könnten es auch sein. Die Feiertage sind gut verlaufen und dürfen nur 1 mal Matze[klöse?] essen. Sether hat hat es keinen gegeben, ihr wart sicher bei Onkel Salomon . Hede war am 1. Abend bei Kaufmanns; es war herrlich. So bei Euch isst man auch Schmierkäse etc.; ich stelle noch jede Woche selbst wie in GG [her]. Es wäre ein Glück, wenn Du l. Martin erreichen könntest, dass m. Cousine die Papiere mir wieder gibt. Hast es schon einmal fertig gebracht; denn allein hier zu bleiben, der Gedanke schon macht mich krank. Mrs. W... Goldstone 23 West 73 Street NY besten Dank. Liebe herzliche Grüsse Eure Johanna Kossmann.
Meine Lieben
Ich bin froh zu lesen, daß es Euch beiden gut geht, was ich auch von mir sagen kann. Lieber Martin warst Du in der Zwischenzeit bei Lilo Koch. Und hast Du Sie aufgenommen, denn Guckenheimers warten immer auf ein Bild. Frau Guckenh(eimer) lernt fleisig englisch u. sehen beide gut aus. Grüße bitte an Lilo. Seid für heute alle recht herzlichst gegrüßt u. geküsst von Eurer Schwester und Schwägerin Hede.
My Darlings,
Yesterday I reeived your March 19 letter and was happy to see that you are doing well. We, too, are thank G. healthy. The Holidays were great and we had many visitors which always makes us happy. Most of what I wrote yesterday has already changed again and also responded to by me. Our trip from Lisbon is scheduled for Oct 17 with the ship Excambion , but we will not have our appointment in Stuttgart before Juli, because the visas will become invalid after 4 months. If you have not, as of yet sent a new sponsorship, then just leave it; maybe the old one will be good enough. Yet, I must ask you urgently to send the accreditation to Stuttgart with a notarized letter from the Bank: this is necessary because meanwhile you are married.
As Julius Kahn told me, they were twice asked in Stuttgart if Carl was married. You have also recently suggested that as soon as we have got our visas we should go to Lisbon. This is not possible as we would need permission to stay there, which is not easy to get, and one can travel there only once one got the train tickets, which one gets only shortly before the ship leaves. So, we must wait for our turn. It would be great if you could pick us up in New York if it is not too long with your holidays, as it might be November until we arrive there, assuming all goes well. I have written to you that Aunt is no longer in Gurs, so do not send anything there to her, as we don’t know if she gets it at all. To me send also nothing, as we hear it takes forever until anything arrives from over there. As I take from your writing, dear Mitzi, you two are also not living a wholly carefree life, when you come always so late from work and then still have things to do at home for hours, until you can finally write to us. You need to go to bed also, but I am used to Martin’s reading hours long in the evening, tirelessly, but then in the morning he was always exhausted. We have such a saying here: “Once we are married, the fun stops!” [in the dialect of Hessen] Seems to be the case with Martin now, that he improved somewhat; for he seems to help a lot around the house, as I can tell from your letter, dear Mitzi. That surely won’t hurt him. You know this other saying: “he who loves, loves to help.” It was so with me earlier also. I hope your dear father has had a great time in Florida and can go for walks arm in arm with his dear Jenny.
Greetings to both and also to Solomon and Nachmann from me, and warm kisses to you two from your father.
My Darlings,
The letter should not leave the house without a few words from me: The dear Martin has improved a lot; we never doubted this, and are happy that you are doing well. I wish we could be so as well. The holidays passed by well, and we could eat matzoh once. Since then, we had none.
You spent the holidays surely with Salomon. Hede was with the Kaufmann’s for the first night. It was wonderful. So you too are eating cream cheese… I make it myself every weak like I used to in GG. It would be great, dear Martin if you could get my cousin to give me the papers again. You have already managed that once. Because to even think that I have to stay behind alone makes me sick. Mrs. W... Goldstone 23 West 73 Street NY. Thank you so much. Warm kisses from your Johanna Kossmann.
My darlings,
Glad to see you two are doing so well, which I can report about us as well. Dear martin, have you in the meantime seen Lilo Koch? And have you taken her picture? The Guckenheimers are still waiting for her picture. Mrs Guckenheimer studies English diligently and they are both well. Warm greetings and kisses from your sister and sister-in-law, Hede.