07-18-1937
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July 18, 1937
Firmenbriefkopf alt
Nr. 53 Gross-Gerau, den 18. 07. 1937
Lieber Martin! Dein Brief vom 6. Juli kam pünktlich vor Jahrzeit an, und sehe, dass Du mit den Erinnerungen vom verg(angenen) Jahr genau so mitlebst als wir; jetzt fängt das 2te Jahr in U.S.A. an, aber immer nur Mut, einmal wirst Du es doch weiter bringen, der Erfolg bleibt nicht aus! Du berichtest ja immer so schön von Sonntagen in der Hütte; allem Anschein bist Du gut verbrannt; wie gerne möchte Dich als Neger sehen! Vielleicht schickst Du bald mal dein Conterfei.
Gestern abend und heute früh war Vater in der Synagoge; es sind grosse Lücken jetzt dort zu sehen. Vater und Hede haben gefastet bis Mittag.
Von uns ist nichts zu erzählen; gestern waren mit Johanna Kahn im Garten eine Pracht Pfirsiche auf den Bäumen und haben jetzt auch Frischäpfel; ich gehe gerne hinaus, es giebt immer was zu essen dort.
Gestern erhielten von Tante Sophie Nachricht, Margot hat sich verlobt, freuen uns alle mit der Nachricht, das ist mal etwas angenehmes; den Herrn kennt M. schon 2 Jahre; sie hatten Nachricht von Dir.
Onkel Salmon war diese Woche nicht wohl, aber es geht wieder besser, heute Nachmittag war er bei uns im Hof gesessen; sicher war die Hitze an dem Unwohlsein schuld. Das Wetter wechselt so oft ; am Donnerstag hatten über 30 G Hitze.
Wir hatten wieder Bretten angerufen, geht es Onkel Josef etwas besser. Tante Hans will nächstens 1 Tag kommen, Vater sagte: ich will dich nicht haben! Über die Feiertage müsst beide 14 Tage kommen hoffentlich erreichen wir es.
Tante Hilde schrieb auch, wollen bis Ende de Jahres nach Berlin ziehen. Berthel hat immer noch nichts für U.S.A gehört und möchte gerne weg.
Morgen fahre (ich) mit nach F(rankfurt) , ich will Heinrich Hirsch besuchen da ich doch bei Gretel war.
Kannst Du noch von Zeit zu Zeit zu Aug. Hirsch? Oder sind diese in der Sommerfrische? Hast Du irgendeine Kleinigkeit nötig, die man Jul. Kahn mitgeben könnte; viel darf es nicht sein. Recht herzl. Grüsse und alles Gute im 2ten Jahr. Deine Johanna Kossmann.
Lieber Martin, es freut mich, aus deinen Zeilen zu entnehmen, dass du dein Wochenende in eurer Hütte immer so schön verbringst; es würde mich aber auch sehr freuen, mal was ausführlicher über dein Wochenanfang von Montag bis Freitag zu hören., besonders was deine jetzige Tätigkeit im Geschäft ist. Ich weiss ja, dass jetzt allgemein die stille Zeit ist. Jetzt grosse Fortschritte zu machen, ist ja nicht nötig, aber es interessiert mich doch ab und zu als mal was geschäftl.(iches) von dir zu hören.
Ich weiss nicht, ob dir schon schrieb, dass Irma ihr Visum hat, aber wann sie geht, weiss noch nicht, ich denke, dass sie vorher nochmals zu uns kommt. Sie versprach mir, da sie ein(en) Lift nimmt, für dich was mitzunehmen. Bei uns ist G.s. D. alles gesund und hoffe Gleiches von dir. Für heute noch einen herzhaften Kuss von d. Vater.
Hede läßt grüssen.
Denke Dir, am Freitag wurden die Nauheimer aus dem Haus gesetzt, es ist verkauft, die Mutter kam nach Mainz ins Heim die anderen sind (linke Rand) im jüd. Familienheim in Nauheim untergebracht.
Number 53, Gross-Gerau, July 18th, 1937
Dear Martin,
Your July 6th letter has arrived exactly for the yahrzeit and I see that you spent the last year with the memories just like we did; now you are starting your second year in the U.S.A. Have courage, you will make it and be successful! You always send such nice reports from the cabin; I understand you are pretty much grilled; how much I would like to see you as a negro! Perhaps you could send a picture of you soon. Last night and this morning Father visited the synagogue; there are many empty seats there now. Father and Hede fasted until noon.
We have nothing new to tell; yesterday we went to the garden with Johanna Kahn to admire the gorgeous peaches on the trees and the new apples; I love to go out there, there is always something to eat there.
Yesterday we heard the news from Aunt Sophie that Margot is engaged; now that made us happy, just once to hear something pleasant; Margot has met the man two years ago: they had news about you.
Uncle Salmon did not feel well this week, but now he is doing better, this afternoon he sat with us in the yard; for sure he was ill because of the heat. The weather is always changing; on Thursday we had over 30 Celsius.
We called Bretten again, Uncle Josef is doing better. Tante Hans wants to come for a day soon. Father told her: I do not want you here! Both of you have to come for 14 days for the Holidays. Hopefully we will be around for it.
Tante Hilde also wrote to us: they want to move to Berlin by the end of the year. Berthel has still not heard anything regarding the U.S.A. and she wants to go so badly.
Tomorrow I am going to Frankfurt to visit Heinrich Hirsch, because I saw Gretel already.
Can you go see Aug. Hirsch from time to time? Or, are they on holidays? Can you think of something small that Jul. Kahn could bring you; it must not be much. Warm greetings and all the best for the 2nd year. Your Johanna Kossmann.
Dear Martin, I am glad to see from your lines that you are having such great weekends in your cabin; but I would also be very happy to hear more about your work week from Monday to Friday, especially what your current job is in the business. I know of course that right now is in general a quiet time. To make great progress now is not necessary, but I'm interested in hearing from you.
I do not know if you’ve already heard that Irma has her visa, but when she leaves, I do not know yet, I think she'll come to see us before. She promised me that she would take something with her for you. We are, thank God, all healthy and hope the same from you. For today still a warm kiss from your Father.
Hede sends her greetings.
Imagine, on Friday the Nauheimers were thrown out of the house, it is sold, the mother came to Mainz to the home where the others are (left margin) in the Jewish Family Home in Nauheim.
credit: bg