06-22-1938
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June 22, 1938
Firmenbriefkopf Nr. 95 Gross-Gerau, den 22. Juni 1938
Lieber Martin.
Wir sind G.(ott)s.(ei)D.(ank) alle gesund und hoffe desgleichen von dir. Hede ist mir heute zuvorgekommen und hat dir schon ziemlich alles berichtet.
Heini hatte Glück, dass er gleich unterkam. Er bekommt wöchentlich 15 Doll. und seine Reisespesen. Sein Chef fährt die erste Woche mit ihn und dann muss er allein reisen. Er geht Montags weg und kommt Samstag zurück. Hoffentlich hat er weiter Glück.
Ich hoffe, dass Gutmanns für dich was Confect und sonstige Grüsse mitnehmen können Du frugst, ob wir noch zur Synagoge gehen. Noch niemals hatten die Juden so viel Zeit hierzu wie jetzt.
Z.(ur) Z.(eit) gehen Morgens und abends bei Otto Hirsch´s, der letzte Woche sehr rasch an Lungenentzündung starb.
Als Vorbeter fungiert Max Mayer, der sehr viel von Hartogson gelernt hat. Wegen den Seefers muss dir das Gleiche mitteilen, wie an Frau Aug. Hirsch, solange sich die Gemeinde noch nicht aufgelöst hat, kann nicht darüber verfügt werden und dann erst durch das Rabinat mit Genehmigung des Kreisamtes.
Gestern war mal in Mainz und am Sonntag waren die Mainzer hier.
Du müsstest jetzt mal unser Gärtchen sehen; es ist eine Pracht und jeder ist entzückt davon. Wir haben heute 30 Grad im Schatten, für hier sehr heiss und trocken.
Diese Woche empfing von Scherer den Rest von 2 Mille. Sonst gibt es im Geschäft wenig Neues.
Um nochmals auf die Gemeinde zurückzukommen; wenn alle weg sind, die noch weg wollen, können nicht mehr zur Synagoge gehen. Herzl. Gruss und Kuss v.d. Vater.
Wir senden Ihnen herzliche Grüße, hoffen, daß es Ihnen recht gut geht. Wir fühlen uns bei Ihren Lieben recht wohl. Alles neue hören sie ja von Ihren Lieben. Freundliche Grüße auch im Namen meines lieben Mannes Ihre Frau Kaufmann.
Dear Martin,
Thank God we are healthy and hope you are as well. Hede has already told you all the news before me.
Heini was lucky to find a place right away. He gets 15 dollars/week and his travel costs. The first week his boss travels with him and after that he must go on his own. He leaves Mondays and returns Saturdays. Hopefully he remains lucky with this.
Hopefully the Gutmanns can bring you the sweets and other things. You had asked if we still went to the Synagogue. The Jews never ever had this much time to do so before. Right now we go mornings and evenings to Otto Hirsch who had very suddenly passed away with pneumonia last week.
Max Mayer says the prayers, as he had learned a lot from Hartogson. About the curtains I must tell you the same, as I did to Mrs. Hirsch: as long as the community is still together, she cannot have them and even after that, the issue has to be dealt with through the Rabbinical office with the permission of the District office.
Yesterday we went to Mainz and on Sunday they came to us.
You should see our little garden: it is gorgeous, and everyone loves it. It is 30 Celsius today, very hot and dry.
This week I received the rest of the 2,000 from Scherer. Otherwise there is nothing new in the business.
To mention the Synagogue once more: if all who want to leave are gone we can no longer attend the service. Warm kisses and greetings from your Father.
Warm greetings to you, we hope you are doing quite well. We love it here at your family’s home. All else you hear from them. Friendly greetings on behalf of my beloved husband as well your Mrs. Kaufmann.