08-09-1941

Meine Lieben 9. VIII . 1941

Mit Eurem Brief vom 14. 7. freuten uns sehr und ganz besonders mit den schönen Bildchen; es sind diese mit von den Besten, die bis jetzt erhielten. Bis Ihr diese Zeilen bekommt, habt Ihr Eure Reservierung hinter Euch, und hoffe ich bald genaue Beschreibung zu erhalten. Liebe Mitzi mit deinen guten Wünschen, dass bald beim Skat dabei wäre, wird es wohl so rasch nichts sein. Denn die Ausreise wird von Tag zu Tag schwieriger. Der einzige Weg ist jetzt nur noch von Bilbao über Cuba, also kommt Washington nicht mehr in Betracht. Setzt Euch dieserhalb raschestens mit dem dortigen Hilfsverein in Verbindung und seht zu, was Ihr drüben erreichen könnt. Ich bin soeben bei einem hiesigen Vertreter gewesen, der mir einl. Schreiben für Euch zur Orientierung gab. Wegen der Fahrkarte sollt Ihr Euch an die Transatlantica Compania in NY wenden. (Spanische Linie ab Bilbao.) Auf alle Fälle nehmt Ihr die billigsten Plätze, wir brauchen keine Touristenklasse, da es schon so zu teuer kommt; die paar Wochen auf dem Schiff gehen auch herum. Vor allem seht zu, dass wir baldige Quoten No. bekommen, damit wir nicht so lange in Cuba sitzen müssen, bis wir die Einreise-Visen bekommen. Wenn Ihr die Depotgebühr von 2000 Dollar pro Person selbst stellen könnt, wenn Ihr auch ein Teil dazu leihen müsst, so würden zusammen $300 gespart werden. Wie mir der hiesige Vertreter sagte, würden die bezahlten $756 für die Fahrt Lissabon-NY von der Export Line voll zurückbezahlt werden. Ich muss mich immer[zu?] fragen, ob ich die hohen Transportkosten noch wert bin.

Gestern hörte durch unsere Cousine Malchen[?] (Gr. Rohrheim), dass Salo Feitler NY früher Wolfgangstr. gestorben ist. Ihre Tochter schrieb, dass sie es in der Zeitung gelesen hat. Sage es auch Onkel Salomon und Nachmanns.

Also bemüht Euch jetzt raschenstens um die Einreise. Denn ich glaube, dass der Andrang doch groß ist. Ich füge auch noch die Photocopie der Schiffskarte bei, die wohl keinen Wert haben wird.

Grüss alle Lieben von mir und seid auch Ihr Beide noch recht herzlich geküsst von Eurem Vater

Erkundigt Euch nochmals, ob Euch die $600 Landungsdepot wieder zurückbezahlt werden, wie mein Berater sagte.

herzliche Grüße Familie Kaufmann [Familie Kaufmann war 1938 im Sandboehl bei Marx einquartiert; die Söhne von Kaufmanns sind von ihren Eltern ins Exil geschickt worden: Erwin mit einem Kindertransport nach USA, Manfred mit der Jugendallia nach Palästina; wie die Familie Marx wohnen Kaufmann zum Zeitpunkt des Briefes in FfM. ]

herzliche Grüße Hede

August 9th, 1941

My dears,

We were so happy to receive your letter from the 14th of July, and especially to get the pretty little pictures; these are among the best we've received so far. By the time you receive these lines from me, you will have already made your reservations, and I hope to soon receive more detailed descriptions. Dear Mitzi with your kind wish that I'd soon be there at the Skat table; unfortunately, it won't likely happen so fast. Getting out is becoming more difficult with each day. The only route is now from Bilbao to Cuba, so Washington is no longer in the picture. Get in touch with the Jewish assistance group there as soon as possible, and see what you can get done toward this aim. I have just consulted with a local representative who gave me some written guidance which I've included along with this letter for your benefit. You should contact the Compañía Transatlántica in New York about the ticket. (Spanish Line from Bilbao.) By all means, book the cheapest tickets available, we don't need tourist class, it's already too expensive as it is. A couple weeks on the ship will be fine. Above all, make sure that we get quota numbers as soon as possible, so we don't have to sit too long in Cuba before we receive the entrance visas. If you could put down the $2000 deposit yourselves, even if you have to borrow a portion thereof, it would save $300 altogether. As the local representative said, the $756 for the trip from Lisbon to New York will be refunded in its entirety by the Export Line. I must continually ask myself if I'm worth the high cost of transport.

Yesterday I heard from our cousin Malchen (Gross-Rohrheim) that Salo Feitler of N.Y., previously Wolfgangstrasse, has died. Her daughter wrote that she'd read it in the newspaper. Uncle Salomon and the Nachmanns say the same.

So, now try to arrange the entry as soon as possible, as I think the rush is indeed great. I'll include the photocopies of the boat tickets, though they're probably worthless.

Give my best to everyone and a big kiss to you both from your

Father

Inquire again to see if the $600 landing deposit will be returned, as my advisor said.

Best wishes from the Kaufmann Family.

Best wishes from Hede.